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Die kleine Komossareise

mit den neuesten Geschichten

 

Mittlerweile ist man es ja gewohnt, häufig mit Spammails unbekannter Absender versorgt zu werden, und je nach Server oder Filter gerät womöglich auch die falsche Mail gelegentlich ins Abseits. Eines schönen Tages bekam ich dann eine ganz andere Email zugesandt. In kurzen Worten schrieb der mir damals gänzlich unbekannte und fuer deutsche Ohren ungewohnt klingende Kjell Engström, er käme aus einenm kleinen Dorf mit Namen Komossa und wolle wissen, ob ich Angehörige aus Komossa hätte.

Komossa, war das ein Versehen oder missinterpretierte ich mein oder sein Englisch. Dazu sollte man wissen, dass meine Name Jens Komossa ist. Hatte ich das richtig verstanden, kam da jemand aus einem Ort der Komossa hiess. Wie heute ueblich sah ich direkt im Internet nach. Ich fand www.komossa.fi Ein paar Kuehe blickte mich an, wie ich nun weiss, die von Nachbar Magnus, bei dem ich heute ein von seiner Frau Malin fein zubereitetes, hervoragendes Stueck Elch gegessen habe; nachdem ich schon gestern ein Geweih bestaunen konnte.

Doch wir wollen nicht vorgreifen. Weiter ein weisser Schriftzug auf blauem Grund, das Dorfeingangsschild und dann der erhoehte Blick, von einem Berg, oder aus einem Flugzeug auf ein gemuetlich wirkendes, ländlich gelegenes Dorf. Das war also Komossa, oder sagen wir die andere Version von Komossa, wenn man aufhört ueber sich oder andere Komossas als Person nachzudenken.

 Wie meine Freunde wissen bin ich in der Beantwortung von Post oder gar Email  äusserst unzuverlässig und so verging erst einmal eine Weile ehe ich mich Kjell Engström, oder eben Komossa, wie sich herausstellte in Finnland, weiter zuwandt und versank wieder im gewohnten Stress eines Fotografen in Berlin. Etwa drei Monate später bin ich zu einer Fotoausstellung in der Städtischen Galerie von Chemnitz eingeladen worden. Nun ergab sich eine curiose Konstellation. Normalerweise befasse ich mich in meiner kuenstlerischen Arbeit mit Nachtfotografie. Zu dieser Zeit war es in Finnland ueber Nacht, wie im Sommer ueblich fast noch taghell. Das Zusammenkommen dieses Zustandes mit meinem persönlichen Interesse, nahm ich zum Anlass kurzerhand eine Fähre zu buchen um mich auf den Weg nach Komossa zu machen. Die Fernseh-Journalistin Christine Daum begleitete mich. Ihr erschien die Komossageschichte ebenso kurios. Sie wollte einen kurzen Film darüber machen.

Mehr aus einem Gefuehl, als aus tiefer Erkenntnis heraus, entschieden wir uns der finnischen Weise entsprechend, mit dem Auto den Weg mit der Fähre von Rostock nach Trellborg in Schweden, dort mit dem Wagen durch Schweden nach Stockholm und von dort ein weiteres Mal mit der Fähre nach Turku ueberzusetzen. Anders als mit dem Flugzeug, wird man sich schon auf der Reise der Distanz zu einem anderen Ort bewusst. Und tatsächlich hattte sich unsere Reisegeschwindigkeit bis zu unserer Ankunft in Komossa der finnischen Fahrweise angepasst und wir tuckelten zusammen mit anderen Finnen auf langsam dahingleitenden Landstrassen den Trucks hinterher.

Nach etlichen Kilometern, die uns darauf aufmerksam machten, dass man, anders als in Deutschland, hier am Wald vorbei nicht etwa Hirsche, sondern Elche zu ueberfahren droht, gelangen wir dann in das namensgleiche Dorf Komossa. Und schon als drittes Haus am Weg, gegenueber der “Komossa Skola“, winkt lässig in seinem Garten stehend Kjell Engström. Gleich nebenan seine drei Söhne Thomas, Tommy und Jonny, die auf dem neu angeschafften Trambolin, mit dem man selbst Schulen vor Neid erblassen lassen könnte, unermuedlich durch die Luft wirbeln.

Als ich in Deutschland losfuhr, dachte ich noch, mit einem schwedischen Wagen, einer schwedischen Kamera und einem schwedischen Telefon ausgeruestet, wuerde ich die quasi scandinavischen Mindeststandarts einhalten, doch stellte sich heraus, dass es mehr der Offenheit und Herzlichkeit von Kjell und seinen Soehnen zu verdanken war, dass trotz der unzufrieden beantworteten Frage ob ich nun einen der in Finnland gern gesehenen Audi, BMW oder Mercedes fahre, mit offenen Armen empfangen wurde.

 

 

Finn-Tango

 

Aus der Ueberraschung Kjells in meinem Auto finnische Tangonusik zu hören, entwickelte sich nach einer kurzen Abgrenzung finnischer gegenueber österbottischer Lebens- oder eben Tangoweise, die Idee in den finnisch besetzten Teil Finnlands zu fahren um finnische Tangoweisen Paroli zu bieten. Die Idee fand schnell mehr und mehr Anhänger, so dass schon bald ein ganzer Bus gebucht werden musste um die zahlreiche Schar der Tanzwilligen in den finnischen Sektor zu bringen. Viel wichtiger schien vor allem der Gedanke, die Rueckfahrt besser vertrauensvoll in die Hand eines Unbeteiligten zu legen.

Kjell gab mir eine ausfuerliche und eindringliche Unterweisung, die fuer etwa zwei Minuten und drei bis vier Tanzschritte den Wohnzimmerboden in eine brodelnde Tanzfläche verwandelte. Die gesammelten neuen Erkenntnisse wurden dann gemeinsam am Kuechentisch bei einigen Gläsern Whiskey, dem eigentliche Hauptanliegen der Schulungsmassnahme, vertieft.

Nach einigen weiteren Erörterungen mit der nun bereitenstehenden Flasche und unseren zwei Gläsern, die man auch als vorrauseilende Auflockerung verstehen konnte, wurde eine Art Kampfgemisch, getarnt mit Apfelsinensaft, in eine handliche Flasche gefuellt.

Durch das Kuechenfenster sah man aus allen Richtungen heranschreitende Tanzgesellen, die sich verabredungsgemäss an der Komosssa Skola versammelten, bei der kurze Zeit später auch der Bus eintraf. Es schien, dass die schon im Bus versammelten ähnliche Vorbereitungen durchlaufen hatten und so wurden wir herzlich und mit breitem Grinsen empfangen. Der Rest der Mannschaft wurde dem Strassenverlauf folgend aufgelesen und so konnten wir nun vollzählig versammelt den Weg nach Kalliojärvi antreten.

Auf der Fahrt sah ich fuer mich ueberraschend mit welcher Lässigkeit Bierflaschen mit den Backenzähnen geöffnet oder aus den sonst fuer Schminckutensilien vorbehaltenen Handtaschen der bezaubernden Damen, gut gekuehlte Bierflaschen gezaubert wurden. In diesem Sinne bestens versorgt, kommen wir in einer Art Riesenblockhuette am Waldesrand, idyllisch gelegen am See in Kalliojärvi an.

Nachdem die mitgebrachten kleinen Wundermittel getilgt wurden, strebt alles zunächst auf die Terrasse und die mitgebrachte Hälfte des Dorfes „Komossa“ etabliert sich um einen grossen Tisch und geniesst den Blick auf den See oder den Plausch mit dem Nachbarn. Waehrend ich mich nur kurz der ueberschuessigen Biermengen entledige, was einige der Mitreisenden bereits beim Eintreffen im finnischen Sektor am Strassenbrand erledigt haben, ist der als Reiseleiter anzusehende Kjell bereits bei der heute tonangebenden DAMENWAHL einem ungewissen Bestimmungsort, den man auch als Tanzfläche bezeichnet, zugefuehrt worden. Nachdem Henry mich zu einem Bier einlädt, habe ich das Vergnuegen, mit seiner Frau, der von Kjell zurecht als hervorragend angekuendigten Taenzerin, Soile zu tanzen. Ich weiss, dass ich danach noch sehr viel Spass mit einigen der Komossadamen auf der Tanzfläche hatte, doch verliert sich zunehmend die Spur meiner Erinnerung. Nicht nur Mitreisende moegen die Gruende erahnen. In der Hoffnung, nicht zu sehr oder zu oft der einen oder anderen auf die Fuesse gestiegen zu sein, moechte ich mich hier noch einmal sehr fuer diesen sehr schoenen Abend bei allen Beteiligten bedanken.

 

 

Wettbewerb unter echten Komossamaennern                      (Bilder) 

 

1986 haben die Freunde Hilding Back und Karl-Göran Löfgren, damals schon im Dorf als die sportliche Spitze angesehen, angefangen sich neuen Herausforderungen zu stellen und im väterlichen Garten einen Kugelstossenwettbewerb zu starten. Aus dieser anfänglichen 2-Mann-Show hat sich eine alljährliche Tradition gebildet. Und während in ganz Finnland nach dem Ende der letzten Eiszeit das Land sich zu heben beginnt, scheint in Hildings Garten durch alljährlichen Kugelbeschuss der Garten sich zu senken.

Um die zwei Gruendungswerfer hat sich eine kleine Gruppe von wechselnden Mittstreitern gebildet. Dabei ist erstaunlich, dass die ausgefeilte Technik in Kombination mit hervorragender körperlicher Verfassung der „alten Hasen“ den jungen Herausforderern mehr als gewachsen ist. Die ausgefeilten Regeln der beiden Begruender scheint ein weiterer Sachzug in einer Strategie der Verwirrung, dessen oberste Prtioritaet der gemeinsame Freude dient.

Nachdem ich einige der mit einem lauten Urschrei herausgeschleuderten, an mir vorberauschenden Kugeln sah, hatte ich noch versucht mit einer aus alten Schulzeiten bewaehrten Technik der Unsichtbarmachung, mich dem anfänglich optimistisch entgegengesehenem Wettkampf zu entziehen. Da dies misslang stand ich also dennoch wenig später mit einer 5 Kilo schweren Kugel hinter einem im Rasen eingelassenen Holzbalken und nahm an der Umpfluegung des Gartens teil. Mir wurde einer der mit Kreppband umwickelten und beschrifteten Schraubenzieher zugewiesen, der als Einschlagmarkierung diente. Der Hinweis, dass diese im naechsten Jahr vorraussichtlich sämtlich ueber GPS erfasst wuerden, war nur ein weiterer Teil der ueblichen Verwirrungsstrategie, die darin endete, dass sich mein Schraubenzieher zunaechst im Mittelfeld wiederfandt. Doch waehrend alle Beteiligten scheinbar erst warmliefen und mit fortschreitender Zeit besser und besser wurden, konnte ich meine Anfangsdistanzen kaum noch halten.

Wer weiss, ob in der dem Garten angrenzenden Kueche tatsaechlich nur Kaffee ausgeschenkt wurde oder nicht doch regionale Kraeutermischungen als Dopingersatz eingesetzt wurden.

 

Fortsetzung folgt...

 

 

Mit den besten Gruessen von Jens Komossa 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


 

Ansvarig utgivare: Komossa UF     Senast modifierad: 4.8.2005